Art walk

Außer Schmuck und Uhren inszeniert THE SHOW in diesem Jahr auch einen spektakulären Art Walk. Gezeigt werden Werke der beiden Künstler Juliane Hundertmark und Tibor Pogonyi. Partner ist die Galerie Heissings Art.

Der Galerist Heinrich Heissing ist ein Katalysator und Verdichter, ein Mann in Bewegung, ein Suchender und ein Finder. Seine Leidenschaft ist es, künstlerische Handschriften zu entdecken, die berühren. Er beginnt vor Ort, sucht das Machbare und bewegt sich von hier aus virtuos immer weiter in die Nebelwelt der internationalen Kunst. Die Ergebnisse dieses Prozesses, die Kunstauswahl seiner Galerie, werden in Lübeck und in Berlin gezeigt – und bei THE SHOW.

Reflexion VII (2020) von Tibor Pogonyi

TIBOR POGONYI

Tibor Pogonyi, geboren 1974 im ungarischen Eger, ist versessen auf die Darstellung stofflicher Oberflächen. Bei der Farbgebung und Komposition seiner Bilder zitiert er virtuos klassische Meister wie Velázquez oder Tizian. Gleichzeitig erhalten seine Bilder durch die künstlerische Autonomie, mit der er seinem Thema – der conditio humana – nachgeht, eine bestechende Aktualität, der man sich nur schwer entziehen kann.

Pogonyis Darstellungen erhalten durch die Verhüllung der Figuren sowie durch subtile Motive aus unserer Zeit einen absurden und surrealen Charakter. Beherrscht werden die Szenen meist durch eine stille, fast schon kontemplativ wirkende, aber dennoch spannungsgeladene Atmosphäre. Die Kunsthistorikerin Tinatin Ghughunishvili über die Arbeit Pogonyis: „Wenn auf einer zweidimensionalen Fläche fiktive Realität in Ausdruck und Intensität die greifbare und faktische Welt überragt, wenn die Wirkung der Bilder so stark ist, dass der Betrachter sich darin verirren und wiederfinden möchte, stellt man keine Fragen mehr über die Funktion der Kunst. Man wird danach süchtig. Die porträtierten Menschen offenbaren dem Künstler ihr Innerstes. Es ist nicht nur die Beherrschung der altmeisterlichen Techniken der Porträtmalerei, auch nicht die Verbindung des fast klassischen Realismus mit der zeitgenössischen Sprache der Kunst, sondern vor allem ein unverkennbares Zelebrieren der Malerei in ihrer reinsten Form.“

JULIANE HUNDERTMARK

Juliane Hundertmark, geboren 1971 in Mainz, inszeniert konventionelle Raumsituationen, Zimmer, Gärten und öffentliche Treffpunkte. Diese Orte werden von uns sofort erkannt. In kleinen und großen Lettern setzt sie fast jedem Bild einen Titel hinzu. Auch den meinen wir schnell zu begreifen, kommen aber schon in leichte Unordnung, wenn über einer Wohnzimmerszene „Mutation“ steht oder „Delicatessen“. Es ist eine Lust zu erleben, wie kompliziert sich die Menschen winden, wenn sie mit diesen Werken konfrontiert werden. Dabei sind die Sujets klar, die meisten kommen nur deshalb nicht mit der Deutung der dann doch als Homo Sapiens erkennbaren Wesen zurecht, da sie sich zeitlebens „ästhetisch“ verwirklichen wollen, nicht als groteske Figurette. Hundertmark schafft reif komponierte Werke von verstörender farblicher Intelligenz. Die fast linkisch wirkende Oberflächenbehandlung, das scheinbar Provisorische, die Ungelenkheit der Protagonisten, alles scheint einem köstlichen Bildgenuss zu widersprechen. Die Titelbegriffe tun ihr Übriges: Sigmund Freud hätte seine Freude an den Werken gehabt. Täglich sind wir damit beschäftigt, unser Leben zurechtzusortieren. Angelehnt an zeitgenössische Zwänge verdrängen wir die Wahrheit und leben meist „political correct“, statt die Dinge beim Namen zu nennen. Juliane Hundertmark macht jedes unserer Leben zum Tatort. Ohne der Verdrängung Raum zu geben, lässt sie die Wirklichkeit unseres Seins ohne große artifizielle Inszenierung uns entgegenfließen.

„Delicatessen“ (2020) von Juliane Hundertmark